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Filmentwicklung mit der Lab-Box und Cinestill Df96

von berlinartdesign

Schon lange wollte ich meine analogen Fotografien selbst entwickeln, besonders nachdem die Preise und Lieferzeiten bei den Fotolaboren sich so drastisch erhöht haben. Zuletzt hatte ich Fotos als Jugendlicher unter Anleitung entwickelt und wusste im Groben wie das funktioniert. Mich begeisterte die Filmentwicklung schon immer sehr, leider war es mir damals einfach zu aufwändig und der Platz für ein eigenes Entwicklungslabor war nicht vorhanden. Ich erinnerte mich dann daran das Agfa vor vielen Jahrzehnten eine kleine “Entwicklungsmaschine” heraus gebracht hatte, die das Entwickeln von Fotos bei Tageslicht und ohne großes Labor ermöglichte. Der Name des System ist mir dann bei meiner Recherche über den Weg gelaufen: Agfa Rondinax. Agfa Rondinax ist ein System zur Entwicklung von Schwarz-Weiß-Filmen, das erstmals in den 1940er Jahren von Agfa-Gevaert eingeführt wurde. Es besteht aus einer speziellen Patrone, die den Film aufwickelt, und einer Entwicklungstrommel, die das Filmmaterial in einer lichtdichten Kammer hält. Das Rondinax-System war sehr beliebt, da es eine einfache und schnelle Möglichkeit bot, Filme zu entwickeln, ohne dabei eine Dunkelkammer nutzen zu müssen. Die Funktionsweise des Agfa Rondinax ist einfach: Der Benutzer legt den belichteten Film in die Patrone ein und wickelt ihn auf. Anschließend wird die Patrone in die Entwicklungstrommel eingeführt und mit einer speziellen Lösung befüllt. Die Trommel wird dann verschlossen und durch Drehen der Kurbel wird das Filmmaterial in der Kammer gleichmäßig mit der Entwicklerlösung benetzt. Nach einer bestimmten Zeit wird die Lösung abgelassen und durch eine Fixierlösung ersetzt, um den Entwicklungsprozess abzuschließen. Das Agfa Rondinax-System bietet viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Entwicklungsverfahren. Es ermöglicht eine schnelle und einfache Verarbeitung von Filmen, ohne dabei eine Dunkelkammer oder spezielle Ausrüstung benötigen zu müssen. Auch der Kontakt mit der Entwicklerlösung wird minimiert, was das Risiko von Fehlern oder Beschädigungen des Filmmaterials verringert. Außerdem kann das System mehrere Filme in Folge verarbeiten, was Zeit und Aufwand spart. Für eine Technik die aus den 1940er stammt, ist es äußerst bemerkenswert. Lange blieb es um diesem System sehr ruhig und vielen Fotografen war das System unbekannt.

Hier ein Bild vom System: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Agfa_Rondinax_35_U.jpg

Über die Ars-Imago Lab-Box

Vor wenigen Jahren startete die Firma Ars-Imago eine Finanzierungskampagne für eine Neuauflage dieses äußerst bequemen Systems unter den Namen “Lab-Box”. Die Kampagne war ein voller Erfolg und lange Zeit war das Set ausverkauft oder es gab enorm lange Lieferzeiten. Die Lab-Box besteht aus einer lichtdichten Kammer, in der der Film aufgewickelt wird, und einem Trommelsystem, das eine schnelle und einfache Verarbeitung des Filmmaterials ermöglicht. Der Benutzer legt einfach den belichteten Film in die Kammer ein, befestigt die Trommel und dreht sie einige Male, um den Film gleichmäßig mit der Entwicklerlösung zu benetzen. Dabei weist es erstaunlich viele Parallelen zum Agfa-System auf. Aus Neugier und der Lust wieder Filme zu entwickeln, habe ich mir das Bundle bestehend aus dem 135 sowie 120-Modul und dem digitalen Thermometer inklusive Stoppuhr im Angebot für etwas mehr als 200€ bestellt. Leider war zum Bestellzeitpunkt die Entwicklerchemie von Ars-Imago ausverkauft sodass ich eine Alternative brauchte um mit der Entwicklung meiner Schwarz/Weiß Filme starten zu können. Leider hatte ich sehr viel verlernt und war aufgrund der Vielzahl verschiedener Chemikalien absolut überfordert. Für den Anfang musste eine Entwicklerchemie her die am Besten alles kann: Entwickler, Fixierer und Stopbad. Nach einiger Recherche bin ich auf Cinestill Df96 gestoßen – ein Allround-Monobad was alles kann und angeblich sehr gute Ergebnisse lieferte. Weitere Recherche ergaben: es gibt extrem wenige Infos über diese “Wunderchemie”. Nur der Hersteller selbst, die Onlineshops und sehr wenige fremdsprachige Blogs teilten spärliche Informationen zur Chemie und den Ergebnissen. Das erstaunte mich dann doch sehr da Cinestill seine Chemie mit einigen Vorteilen bewirbt:

  • Normale Entwicklung zwischen 21° – 27° C (4-6 Minuten)
  • In flüssiger und Pulverform erhältlich
  • 16 Filme können entwickelt werden (andere Chemikalien nur 6-8 Filme)
  • keine weiteren Chemikalien nötig

Mit diesen Infos wurde ich dann doch extrem neugierig und bestellte Cinestill Df96 in flüssiger Form (1L) bei fotoimpex. Nach wenigen Tagen waren die Lab-Box und auch die Chemikalien angekommen. Bis ich aber so richtig los legen konnte, vergingen leider mehrere Monate aufgrund anderer Baustellen in meinem Leben.

Filmentwicklungen mit Cinestill Df96

Endlich hab ich dann doch Zeit gefunden und nachdem auch mein Zubehör da war, konnte ich los legen. Ich war doch etwas aufgeregt. Meine ersten beiden Versuchen sind auch direkt gescheitert, das lag weniger an mir, viel mehr an dem fehlerhaften Filmtransport in der Kamera. Für mich waren diese Versuche aber wichtig um erste Erfahrungen zu sammeln. Daher beschreibe ich euch jetzt die ersten erfolgreichen Versuche.

Mein kleines “Entwicklerlabor”

Die Lab-Box ist erstaunlich handlich und wirkt trotz des Kunststoffs hochwertig. Für meine Filmentwicklung hab ich mir noch folgendes Zubehör gegönnt:

Den Entwicklungsprozess unterteile ich in Schritte damit jeder das Bequem nachvollziehen kann. Die Aufbauanleitung der Lab-Box zeige ich jetzt nicht im Detail.

Vorbereitung:

Mein oberes Bild zeigt schon alles was man zum Entwickeln benötigt:

  • Filmrückholer
  • Chemikalie
  • Behälter mit destillierten Wasser
  • Leerer Messbecher
  • Thermometer
  • Küchenpapier

Schritt 1:

Film “zurück holen” und in Lab-Box einlegen, Lasche abschneiden und mit der Klammer an der Spule befestigen

Schritt 2:

  • Monobad Df 96 auf Temperatur bringen (mindestens 21°, besser zwischen 23-27°C. Es hilft den Entwickler kurz auf die Heizung zu stellen oder im Wasserbad. Ich habe die Chemie in einen 500ml Messbecher umgefüllt.
  • Deckel der Lab-Box schließen, am Drehknauf (oder Kurbel) Film auf Spule drehen. Das Ende der Filmrolle macht sich dann schon bemerkbar wenn der Knauf nicht weiter gedreht werden kann.
  • Film abschneiden, dazu gibt es einen Knopf an dem 135 Modul.

Schritt 3:

Timer stellen auf vorgegebene Zeit und Temperatur (steht auf der Flasche vom Df96) – der Entwickler kann 16 Filme entwickeln, jeweils 15 Sekunden zu den angegebenen Zeiten dazu berechnen. Generell ist es bei dem Entwickler nicht so schlimm, wenn die Zeit überschritten wird. Zu wenig Zeit fällt schwerer ins Gewicht.

Zeiten und Temperaturen für den Entwickler

Entwickler einfüllen und Knauf langsam dabei drehen. Generell kann vorab auch ein einfaches Wasserbad gemacht werden (min 1 Minute mit destilliertem Wasser). Der Entwickler sollte natürlich nicht so schäumen wie bei mir, mir ist die Flasche umgefallen xD Nicht vergessen den Timer zu starten!

Chemikalie einfüllen, nicht zu schnell sondern behutsam.

Schritt 4:

Je nach eingefüllter Menge an Chemie, Knauf regelmäßig (500ml) oder permanent (250ml) drehen. Die Lab-Box kann auch ins warme Wasserbad oder auf die Heizung gestellt werden um die Temperatur zu halten. Generell sind +/- 1°C Abweichung kein Problem.

Nach Ablauf der Zeit, Chemikalie in Behälter füllen – nicht unbedingt in den Original-Kanister, lieber in ein anderes Behältnis. Voraussetzung: er sollte Blickdicht, nicht transparent sein. Damit weiche ich von der Anleitung ab die da sagt, Chemie zurück in den Original-Kanister. Macht aber nicht viel Sinn, sonst wird der noch frische Entwickler (ca. 500ml) durch den verwendeten Entwickler “gestreckt”. Durch die Trennung der Flüssigkeiten, kann man mit einem Kanister Df 96 32 Filme entwickeln. Das macht die Schwarz/weiß Filmentwicklung besonders günstig!

Chemikalie aus Lab-Box zurück in Kanister gießen

Nach leeren der Lab-Box, frisches Wasser (500ml) hinzu geben und am Knauf drehen. Der Film muss jetzt noch 5 Minuten gewässert werden. Damit wird der verbleibende Entwickler vom Film abgewaschen.

Schritt 5:

Nach Ablauf der Zeit zur Wässerung, Wasser im Behälter entsorgen, danach Deckel öffnen, Drehknauf entfernen und Spule entnehmen. Vorsichtig den Film abwickeln und auf einer Wäscheleine mit Klammern aufhängen. Ich nutze normale Wäscheklammern.

Schritt 6:

Gibt den entwickelten Film Zeit zum Trocknen! Ich lasse ihn meistens mehrere Stunden abhängen, es strafft den Film auch gleich ein wenig, was beim Scannen vom Vorteil ist! Danach schneide ich den Film in Streifen mit jeweils 6 Bildern. Das macht sich gut zum Einheften in Negativ-Folien und auch für die meisten Scanner. Dazu nutze ich das Hama DSR Schneidegerät. Eigentlich für Dias gedacht, ist es auch für Negativ-Streifen gut geeignet.

Kritik:

Was stört mich an der Ars-Imago Lab-Box: Generell macht die kleines Box alles was man sich für die einfache Filmentwicklung wünscht. Leider ist das Ausgießen eine ganz schöne Sauerei. Die Ecke zum Gießen ist nicht gut konstruiert sodass man beim langsamen Ausleeren viel verschüttet. Auch ist der Zusatzkauf einer Kurbel sehr teuer. Das Stück Plastik kostet schlappe 20€.

Was mich aber besonders stört, auch wenn es nicht die Technik betrifft: Die Firma Ars-Imago kupfert ganz klar vom Agfa Rondinax-System ab – ohne ein Wort darüber zu verlieren. Die Ähnlichkeiten sind sehr verblüffend auch wenn natürlich einige modernen Annehmlichkeiten ergänzt wurden. So braucht man für Mittelformat-Film keine zusätzliche, weitere Lab-Box sondern nur ein tauschbares Modul.

Welche Filme kann ich mit Cinestill Df96 entwickeln?

Generell kann Cinestill Df96 fast jeden schwarz/weiß Negativ-Film entwickeln. Hier sollte man aber definitiv ausprobieren an nicht ganz so wichtigen Fotoaufnahmen. Moderne Filme wie AGFA APX100/400, sowie Ilford-Film funktionieren tadellos. Schwierig wird es bei alten Filmen, z.B. Orwo NP20/NP22. Hier versagt Cinestill Df96. Hier scheint einen sehr dichter Schutzfilm auf dem Streifen zu liegen der durch die Chemie nicht durchdrungen werden kann. Dadurch ist der entwickelte Film fast gänzlich schwarz und schmierig. Ich muss aber dazu sagen, das Material und die Belichtung ist sehr, sehr alt. Eine Testreihe mit der Neuauflage der Wolfen-Filme folgt demnächst!

Fotoergebnisse:

Nun aber zum wichtigen Teil: Wie sehen die Fotos aus die ich mit der Lab-Box und dem Cinestill Df96 Monobad-Entwickler entwickelt hab? Hier die Ergebnisse:

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