Home Reisetagebuch Mit dem Camper durch Norwegen (Teil 2 online)

Mit dem Camper durch Norwegen (Teil 2 online)

Freiheit, Natur und ein bisschen Frust

von berlinartdesign

2022 war wieder ein Jahr zum Vergessen: die abflachende Corona-Pandemie und die zurückgewonnene Reisefreiheit sorgten in Deutschland für absolutes Chaos. Schon vor Corona planten wir eine Rundreise durch Norwegen, ursprünglich mit dem Zug und zahlreichen Hotelübernachtungen aber dieser Plan war auch in 2022 nicht ohne weiteres umsetzbar. Diesmal scheiterte es eigentlich nicht an der Pandemie-Situationen, viel mehr an den chaotischen Zuständen an den Flughäfen. Trotzdem wollten wir unbedingt ins Ausland und am liebsten nach Norwegen. Unsere Entscheidung fiel letztendlich auf einen Camper.

Camper suchen, buchen und ab auf Reisen!

Wir haben noch nie einen Camper gebucht und waren absolute Laien. Freunde warnten uns schon vor: es wird teuer und in der Hauptsaison macht ein Trip durch Norwegen weniger Spaß. Wir ignorierten die Warnungen, denn wir wollte unbedingt in den Urlaub. Wir entschieden uns für den Vermieter “Roadsurfer” der mehrere Standorte in Berlin betreibt. Roadsurfer bietet zahlreiche Fahrzeugvarianten auch für den etwas kleineren Geldbeutel und vor allem auch für den einfachen KFZ Führerschein. Wir entschieden uns für den Ford Nugget ohne WC (nur Chemietoilette). Vorteil: Mehr Stauraum im Camper – der Ford ist recht klein, die Basis ist ein Ford Transit. Der Preis für 14 Tage betrug 2.434 €, Versicherung inkludiert. Das klingt erstmal nach einer Menge Geld aber in der Hauptsaison sind die Preise bei anderen Vermietern oft höher. Zum Preis dazu kommt natürlich noch der Transfer mit der Fähre sowie die Maut in Norwegen. Man sollte sich bewusst sein, solch eine Reise ist klein Schnäppchen!

Die Abholung des Campers war sehr unkompliziert: Die Filiale am U-Bahnhof Kurt-Schuhmacher-Platz war sehr hilfsbereit und erläuterte mir sämtliche Details des Campers – vor allem auf was ich achten musste. Zur Sicherheit war mein ehemaliger Arbeitskollege und Freund Andreas dabei, er strahlt immer sehr viel Ruhe aus. Der Ford Nugget hat so seine “Kinderkrankheiten”, besonders mit der extrem störrischen, elektronischen Parkbremse.

Erst einmal alles am Camper ausprobieren

Planung der Route

Wir haben uns schon bei der Planung des Trips per Zug, Hauptziele gesetzt an denen wir auf jeden Fall hin möchten. Ein Ziel davon war Flåm. Auch bei der Planung mit dem Camper, hatten wir uns den Ort als ein Ziel gesetzt. Mit dem Camper mussten wir natürlich etwas größer denken, besonders da wir die komplette Strecke von Berlin aus fahren müssen. Unsere grobe Etappenplanung sah dann wie folgt aus:

Berlin -> Billung (Dänemark) -> Hirtshals (Dänemark) -> Kristiansand (Norwegen) -> Flåm (Norwegen)  -> Bergen (Norwegen) -> Kristiansand -> Hirtshals -> Berlin

Die Planung enthält natürlich nicht jeden Übernachtungsort, es war nur eine grobe Richtungsvorgabe die in 14 Tagen zu schaffen ist.

Die Reise beginnt

Berlin -> Billund (Dänemark)

Nachdem wir uns mit dem Camper vertraut gemacht haben, sind wir zu unseren ersten Ziel aufgebrochen. 603km nach Billund in Dänemark sind als erste Etappe schon eine Menge. Die Fahrzeit war mit etwa 6h angegeben, mit Pausen und Staus, ist das natürlich nur eine Idealvorstellung. In Billund hatten wir vorab einen Campingplatz im Legoland Dänemark bestellt – die Vorab-Reservierung ist sogar wichtig, da die Platzanzahl begrenzt ist. Leogland Billund hatten wir uns ausgewählt, weil unser inneres Kind das wollte und wir noch nie dort waren. Die Hinfahrt war bis Hamburg recht unkompliziert aber ab Hamburg sehr, sehr mühsam. Die Autobahn war komplett dicht und wir mussten durch Hamburg fahren und weiter in Richtung Flensburg. Gefühlt zog sich das Verkehrschaos bis zur Grenze und wir sind nur durch Schleichwege und einem kleinen Grenzübergang, in humaner Zeit nach Dänemark gekommen. Hier merkten wir schon sehr, dass die Idee mit dem Camper auch tausende andere Menschen hatten und sie zufällig alle zur gleichen Zeit fahren wollten. Damit hatten wir schon gerechnet und sind ganz entspannt geblieben. Als wir dann endlich in Dänemark waren, wurde die Fahrt sehr entspannend – 130km/h auf der Autobahn, mehr ist nicht erlaubt. Die Dänen haben zwar einen recht eigenwilligen Fahrstil aber daran hatte ich mich schnell gewöhnt. Am späten Nachmittag sind wir dann auf dem Campingplatz vom Legoland angekommen und standen, wie zu erwarten, am letzten Ende des riesigen Platzes. Da merkte ich schnell, Campingplätze sind nichts für mich, zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was auf uns zukommt….Das Wetter bei unserer Ankunft war echt mies, es regnete, alles war klitschnass. Die erste Nacht im Camper war dann schon der erste Höhepunkt und extrem gewöhnungsbedürftig da alles super eng.

Legoland Dänemark

Legoland

Der erste volle Tag in Dänemark begann recht früh – und es regnete immer noch. Leider sollte sich das Wetter den ganzen Tag nicht ändern, so schön Legoland auch ist, wir konnten es nicht in vollen Zügen genießen. Wir machten das beste daraus denn ein Vorteil hat das schlechte Wetter: Der Park war leer. So konnten wir alle Attraktionen mitnehmen an denen man sonst sehr lange warten müssten. Unsere Erwartungen an Legoland waren aber trotzdem nicht so richtig erfüllt, ich glaub, wir sind zu erwachsen 😀

Billund -> Hirtshals -> Kristiansand (Norwegen)

Der Leuchtturm von Hirtshals

WOW was für ein Wetter! Die Sonne lacht uns an und wir brechen direkt nach dem Frühstück zur nächsten Etappe auf. Die Fahrtzeit belief sich auf knapp 3 Stunden sodass wir schon gegen 12 Uhr in Hirtshals angekommen ist. Der Ort liegt direkt an der Nordsee und von hier aus, starten die Fähren nach Norwegen. Der Ort ist überschaubar, ein typisches Küstenstädtchen. Da wir erst eine Überfahrt am nächsten Tag gebucht hatten, versuchten wir schon jetzt auf die Fähre zu kommen. Leider war eine Umbuchung nicht möglich – Es wären sogar noch Plätze frei gewesen aber leider stellte sich die Fährgesellschaft als überaus unkooperativ und schwerfällig heraus. Die Hotline ist leider auch nur Deko was sehr schade war. Wir blieben also den ganzen Tag noch in Dänemark und haben nach einen leckeren Burgerrestaurant den Ort erkundigt, bevor wir dann zum Campingplatz in der Nähe gefahren sind. Dieser lag in der Nähe vom Strand und wir ließen den wunderschönen Tag am Strand ausklingen.

Am Strand bei Hirtshals

Der nächste Morgen:

Voller Vorfreude wollten wir den Tag starten, endlich ging es nach Norwegen aber über Nacht ist das Wetter umgeschlagen. Es regnete in Strömen und der Wind war ordentlich steif. Egal, die Vorfreude ließ uns hoffen und wir sind zur Fähre. Die Überfahrt dauerte etwa 3h und das Schiff schaukelte stark bei dem Wellengang.

Abfahrt in Dänemark – Auf geht’s Richtung Norwegen!

Norwegen:

Wir erreichten Norwegen am frühen Nachmittag und das Wetter war hier noch schlechter als in Dänemark. Kein gutes Zeichen für unsere weitere Reise…. Unser Tagesziel war bei Licht noch einen schönen Campingort zu erreichen. Da das Wetter so mies war, konnten wir am ersten Tag gleich viel Strecke zurück legen und kamen auf der Route 41 an vielen tollen Orten vorbei. Wir haben die Regenpausen genutzt um einfach mal raus aus den Camper zu kommen und natürlich um Fotos aufzunehmen. Dieser idyllische Ort in meinen nächsten Bildern wäre auch perfekt zum Übernachten gewesen (Punkt B auf der nachfolgenden Karte):

Erster Fotohalt in Norwegen

Bevor es weiter geht, hier mal unser kompletter Routenverlauf durch Norwegen:

Wir fuhren weiter immer auf der Suche nach einen schönen Stellplatz oder Campingplatz. Wild-Campen ist generell in Norwegen erlaubt, Problem in der Hauptsaison: Norwegen ist überlaufen und irgendein erfahrener Camper war schneller… Dazu kommt, das viele interessante Spots an Privatstraßen liegen und hier wild campen oder parken nicht erlaubt ist. Für unsere Recherche nutzten wir auch eine Camping-App die durch Nutzer erweitert wird – mit offiziellen und wilden Stellplätzen. Auch hier gilt: in der Hauptsaison nutzt jeder diese App. Man sollte sich also nicht zu sehr darauf verlassen.

Am Seljordsvatn sind wir dann endlich fündig geworden – ein Campingplatz direkt am Wasser mit besten Blick. Ein toller Ort für die erste Übernachtung in Norwegen. Der Platz “Seljord Camping” (Punkt C auf der Karte) ist sehr zu empfehlen falls “wild campen” nicht klappt (Stellplatz- oder witterungsbedingt).

Der nächste Tag begann wieder in grau und mit Regen aber hin und wieder kam die Sonne durch. Diese Lücke nutzten wir für ein Frühstück im Freien bevor es weiter auf Tour ging. Nächstes Ziel Flåm!

Auf den Weg dahin, zog die raue Natur, die wilde Landschaft Norwegens vorbei und zeigte seine vielen Gesichter. Von Bereichen mit unfassbar vielen Bäume, Berge und Wasserfälle bis hin zur Wind und Wasser gegerbten Tundra.

Hier verirrten sich wenige Autos hin und wir konnten die Landschaft in vollen Züge genießen – auch das Wetter spielte mal mit 😀

Ankunft in Flåm

Gegen Abend erreichten wir endlich den Ort Flåm am Aurlandsfjord. Flåm ist ein bei Touristen sehr beliebter Ort, viele Kreuzfahrtreedereien nehmen dies als Zielort für ihre Touren. Von hier aus startet die berühmte Flåmsbana (Flåmbahn) die sich entlang der Berge schlängelt bis hin zum Bahnhof Myrdal. Von hier aus, fährt die Bergenbahn. Die Flåmbahn ist landschaftlich extrem Reizvoll dazu später mehr.

Da in der näheren Umgebung des Ortes kein freier “wilder” Stellplatz übrig war und es wieder in strömen regnete, mussten wir erneut auf einen Campingplatz ausweichen. Leider ist der im Ort gelegene Campingplatz sehr teuer und nicht wirklich schön, aufgrund der wenigen Alternativen, mussten wir ihn nehmen. Die Fahrt war auch extrem anstrengend da weite teile der Strecke in Nebel eingehüllt waren und es eine Herausforderung war, die Strecke zu sehen.

Flåmsbana

Am nächsten Tag, gegen 11 Uhr startete unser Zug der Flåmbahn. Eine Fahrt auf dieser Strecke, wollten wir uns nicht entgehen lassen! Diesmal spielte sogar das Wetter mit und die Sonne lies sich hin und wieder blicken. Höhepunkt ist der Halt am Bahnhof “Kjosfossen“, der direkt am Wasserfall ist – wie der Bahnhofsnahme schon verrät 😉 Hier werden die Fahrgäste mit einer kleinen Tanz und Musikeinlage begrüßt um auf eine Legende dieses Wasserfalls hinzuweisen.

Ziel der Tour ist der Bahnhof Myrdal, wobei der gleichnamige Ort schon lange unbewohnt ist. Myrdal ist reiner Umsteigebahnhof und von hier fahren die Züge in Richtung Bergen und Oslo.

Bahnhof Myrdal mit dem Tunnel der Bergenbahn

Am frühen Nachmittag, waren wir dann wieder in Flåm und das Wetter hat umgeschlagen zu Starkregen…Da uns der Campingplatz so gar nicht gefallen hat, sind wir weiter gefahren um eine Alternative zu finden. Wir kamen nicht sehr weit….der Regen hatte inzwischen die Berghänge in Wasserfälle verwandelt und es kam zu mehreren großen Gerölllawinen. Der angestrebte Ort konnte nicht mehr erreicht werden da die Straße unpassierbar war. Leider konnten wir auch nicht weiter fahren, da auch die Straße in Richtung Bergen wegen Überschwemmung gesperrt wurde.

Die Straße zu unseren geplanten Wunsch-Campingplatz war verschüttet.

Uns blieb nichts anderes übrigen als weiter bis zum Ort Undredal zu fahren – hier gab es einen weiteren Campingplatz. Was wir nicht wussten, der Ort war tagszuvor auch nicht zu erreichen – was sich für uns als großer Glücksfall heraus stellte. Alle Camper auf den Platz wollten ganz schnell weg und wir hatten einen Stellplatz mit besten Blick auf den Aurlandsfjord. Endlich mal ein bisschen Glück im Unglück. Undredal ist ein wunderschönes Örtchen, sehr klein, und berühmt für seinen Käse – ein Nationalgericht Norwegens und auch beliebt bei Touristen. Die Vermieter des Platzes besitzen auch ein Restaurant direkt am Wasser und bereiten mit sehr viel Liebe, tolle Gerichte zu. Man sollte aber Zeit mitbringe, Abends ist hier viel los!

Die obere Bilderserie zeigt sehr schön, wie wunderschön die Landschaft und der Ort ist. Wir blieben erneut nur eine Nacht und setzten unsere Reise in Richtung Bergen vor. Das Wetter am nächsten Tag war deutlich besser, es regnete nicht mehr und die Straßen waren wieder befahrbar.

Teil 3 folgt!

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