Home Allgemeines Von Canon zu Pentax – werde ich meiner Hausmarke untreu?

Von Canon zu Pentax – werde ich meiner Hausmarke untreu?

von berlinartdesign

Erschreckende Frage zum Einstieg in diesen Beitrag aber der Reihe nach, ich möchte euch alles ganz in Ruhe erklären.

Mein Opa schwört schon seit vielen Jahren auf die Kamera-Marke “Pentax” die zum japanischen Unternehmen “Ricoh Imaging K.K.” gehört. Ich hatte früher nie so richtig verstanden, wieso, aus meiner Sicht war die beste Zeit von Pentax schon lange vorbei. Ich denke da im Speziellen an so tolle Kamera-Modelle wie die Spotmatic-Serie die gerade in den 60er-70er Jahre den Markt der Kameras ordentlich durch-wirbelte und gerade den deutschen Herstellern das Leben schwer machte.

Zwei Pentax Spotmatic

Ab den 90er und frühen 2000er wurde es für viele Unternehmen besonders schwer. Die Digitalisierung brach so einigen etablierten Herstellern das Genick wie z.B. Minolta die ab 2006 ihre Kamera-Sparte an Sony übergab. Pentax überstand diese Zeit, musste aber ordentlich Federn lassen und wurde 2011 für 85 Millionen Euro an Ricoh verkauft – für eine so bekannte Marke wie Pentax, ein Schnäppchen.

Ab dem Jahr 2000 experimentierte Pentax mit seinen ersten DSLR Kameras, brachte aber erst 2003 ihr erstes Konsumer-Modell *istD auf dem Markt – zum Vergleich, andere Hersteller waren schon Mitte der 90er am Start. Seitdem rangiert Pentax zwischen all den anderen großen Playern wie Canon, Nikon oder Sony und kochte lange im Stillen ihr eigenes Süppchen. Gerade heute ist Pentax bei der jüngeren Social-Media Generation ein unbekanntes Blatt, dazu später mehr.

Erste digitale Spiegelreflexkamera von Pentax, die *ist D

Soviel zur Vorgeschichte, nun zu meiner Überschrift:

Durch die Übernahme der unendlich großen Kamerasammlung meines Opas, kam ich in Berührung mit der Pentax K70 – das jüngste Modell in dieser Sammlung. Mein erster Gedanke: “schicke Kamera”. Ich machte meine ersten Fotoversuche, aufgesetzt war ein sehr einfaches Sigma Zoomobjektiv 18-70mm f/3.5 – 6.3 und war entsetzt von den Ergebnissen. Natürlich konnte diese Ergebnisse nicht von der Kamera kommen, auch wenn “nur” ein APS-C Sensor zum Einsatz kommt aber die krassen Bildfehler konnten nur vom Objektiv stammen – also runter mit dem Sigma. Zuerst testete ich einige ältere Pentax-K Objektive und merkte schnell, Mensch da geht ja was. Ich kramte weiter in sämtlichen Kisten und fand zahlreiche Linsen für das K-Bajonett und dann fand ich es – das Tokina AT-X Pro 28 – 70mm f/2.6 – 2.8. Glas aufgesetzt und WOW was für ein krasser Unterschied. Die Linse an sich ist etwas zickig und mag eine längere Lagerung überhaupt nicht aber es funktioniert. Mit jedem Einsatz wurde es leichtgängiger und ich war doch überrascht, was da so geht.

Zwei Giraffen im Tierpark Berlin

Nachdem mein erster Hype vorüber war, schaute ich über den Tisch mit den zusammen getragenen Objektiven und begann meine Recherche. Erst jetzt merkte ich, wie alt teilweise die Linsen sind, die da vor mir lagen und schraubte jedes Einzelne an die K70 und jedes einzelne passte auf Anhieb und funktionierte – auch wenn viele Modell nur mit manuellen Fokus aber sie passten OHNE Adapter. Pentax führte das K-Bajonett im Jahr 1975 als Nachfolger des M42 Schraubgewinde ein und übernahm so auch das Auflagemaß. Ich bestellte in Fernost 3 Adapterringe von M42 auf Pentax K und so vergrößerte sich die Auswahl an Objektiven immens.

Die nachfolgende Galerie zeigt euch den Aufbau des Adapters und die Montage an der Kamera:

Nun dämmerte mir wieso mein Opa auf Pentax schwor und oft andere Hersteller belächelte. Pentax hat hier etwas geschaffen, wovon andere Produzenten weit entfernt sind  – Kompatibilität! Gerade Canon, meine Hausmarke ist hier ein Negativ-Beispiel. Erst vor wenigen Tagen, kündigte Canon an, viele Objektive für das EF-Bajonett einzustellen um das neu eingeführte RF Bajonett für ihre Systemkameras zu stärken. Somit gibt es von Canon aktuell 4 verschiedene Standards:

  • EF
    für Vollformat und APS-C Spiegelreflex-Kameras
  • EF-S
    für APS-C Spiegelreflex-Kameras, inkompatibel für die Vollformat-Modelle
  • EF-M
    für die günstige Systemkamera-Serie, mit EF Objektive mit Adapter kompatibel aber nicht zum RF Bajonett
  • RF
    für die neue, hochpreisige Systemkamera-Serie, EF Objektive sind mit Adapter kompatibel aber nicht anders herum.

EF Objektive sind zu den anderen Bajonett-Arten kompatibel aber ein teurer Adapter ist auf jeden Fall nötig. Um volle Kompatibilität zu der jeweiligen Serie ohne Adapter zu erhalten, müssen Objektive neu erworben werden – sehr lukrativ für Canon und anderen Herstellern.

Da baute sich bei mir innerlich Frust auf, da der Gedanke im Raum steht, das System komplett zu wechseln, gerade weil Pentax zeigt, wie es anders geht. Auch hervorzuheben ist hier die L-Bajonett-Allianz der Hersteller Panasonic, Leica und Sigma die einen ähnlichen Weg gehen, aktuell aber sehr Fußlahm sind.

Zur Zeit bin ich überaus zufrieden mit der Pentax K70 und ich nutze diese in einer Vielzahl Situationen die ich zuvor mit den Canon EOS 6D und 5DS R abgedeckt hab. Klar bieten hier die erwähnten Canon-Kameras große Vorteile, besonders der große Vollformat-Sensor macht in LowLight Situationen und hohen ISO-Werten mehr Sinn aber die Vorzüge sind bisher überschaubar.

Somit bleibe ich, trotz des Frusts über die Bajonett-Entscheidungen, meiner Hausmarke “Canon” treu, werde aber auch verstärkt die Pentax K70 einsetzen da mich die Bildqualität überzeugt und sie auch in der Bauweise etwas kompakter ausfällt.

Wenn ich mit der Pentax unterwegs bin, werde ich häufig gefragt, was denn Pentax für eine Marke ist, gerade die jüngere Social-Media Generation sind schon sehr verwundert über meine Kamerawahl – oft aus Unwissenheit über die erwähnte Stärke der Pentax K70 und weil gerade Canon, Nikon, Sony und auch Olympus eine starke SocialMedia Community besitzen. Es ist schön, mal gegen den Strom zu schwimmen.

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